Von 7. – 8. Juni findet an der Universität Hamburg das Forum CA3 2016 statt, bei dem CLARIN-D seine „Angebote zum Auffinden, Auswerten und Aufbewahren von Sprachressourcen für die Forschung und Lehre in den Geistes- und Sozialwissenschaften vorstellt“. Neben einem spannenden Vortragsprogramm mit mehreren Keynotes wird es auch eine Hands-On Session zur Präsentation von digitalen Werkzeugen und Nutzerszenarien geben.
Wir stellen im Zuge dessen unseren Prototypen Katharsis vor, ein webbasiertes Tool zu quantitativen Analyse von Dramen.
- Onlindemo: http://lauchblatt.github.io/QuantitativeDramenanalyseDH2015/index.html
- Videodemo:https://www.dropbox.com/s/6qubypddiryop90/DH-Projekt.mp4
- Poster: A0-Katharsis
Abstract (PDF):
Bibliographische Angaben: Manuel Burghardt, Katrin Dennerlein, Thomas Schmidt, Johanna Mühlenfeld & Christian Wolff (2016). Katharsis – Ein Werkzeug für die quantitative Dramenanalyse. CLARIN-D Forum CA3, 7.-8. Juni 2016, Hamburg.
Mit dem Begriff des „Distant Reading“ führt Moretti (2000) einen zentralen Begriff in den Digital Humanities ein, der zu einer anhaltenden Diskussion um quantitative Methoden in der Literatur- und Kulturwissenschaft führte. Vor diesem Hintergrund sind Dramen eine besonders interessante literarische Gattung, da sie neben dem eigentlichen Text weitere gut quantifizierbare Elemente, wie etwa ein abgeschlossenes Figureninventar sowie eine Akt-/Szenenstruktur, beinhalten. Dementsprechend finden sich frühe Belege für eine „mathematische Poetik“ (Marcus, 1970), welche interessante Ansätze für die quantitative Dramenanalyse beinhaltet. Ein zentraler Begriff ist hier die „Konfiguration“, welche im Wesentlichen die Menge aller Figurenkonstellationen innerhalb eines Stücks beschreibt. Eine typische Form der Visualisierung dafür ist die sogenannte Konfigurationsmatrix, welche das Auftreten aller Figuren in allen Szenen zusammenfassend darstellt und darüber hinaus die Berechnung einer Konfigurationsdichte als Indiz für die Populationsdichte innerhalb eines Dramas erlaubt. Auch viele Jahre nach Marcus sind quantitative Dramenanalyseansätze weiterhin populär, was u.a. durch aktuelle Digital Humanities-Projekte in diesem Bereich belegt wird (vgl. Ilsemann, 2013; Trilcke et al., 2015; Wilhelm et al. 2013).
Mit Katharsis präsentieren wir einen Prototypen, mit dem es möglich ist ein Korpus aus ca. 100 deutschen Dramen (verfügbar über das TextGrid-Repository: https://textgridrep.org/) automatisch anhand ihrer Konfigurationen zu analysieren und die Ergebnisse in einer interaktiven Webschnittstelle darzustellen. Im Ergebnis können so beliebige Dramen ausgegeben und anhand quantitativer Parameter, wie etwa der Anzahl der Akte, der Figuren, der Konfigurationsdichte, der Replikenzahl und der Replikenlänge, verglichen werden (vgl. Abb. 1 und Abb. 2). Zusätzlich kann jedes Drama mit entsprechenden Detailanalysen in Form einer interaktiven Konfigurationsmatrix dargestellt werden (vgl. Abb. 3). Erste Fallstudien mit dem Katharsis-Prototypen wurden bereits erfolgreich durchgeführt (Dennerlein, 2015).
Abb. 1: Quantitative Informationen für alle Dramen Friedrich Schillers (innerhalb des Katharsis-Korpus).
Abb. 2: Vergleichende Analyse für alle Dramen im Katharsis-Korpus.
Abb. 3: Ausschnitt aus der interaktiven Konfigurationsmatrix für Schillers Stück “Maria Stuart”.
Bibliographie
- Dennerlein, Katrin (2015). Measuring the average population densities of plays. A case study of Andreas Gryphius, Christian Weise and Gotthold Ephraim Lessing. In Semicerchio. Rivista di poesia comparata LIII, 80–88.
- Ilsemann, Hartmut (2013). Quantitativ-statistische Dramenanalyse: Welche Aussagekraft haben Häufigkeitsverteilungen der Replikenlängen? In Forum Computerphilologie.
- Marcus, Solomon (1970). Mathematische Poetik. Athenäum.
- Moretti, Franco (2000). Conjectures on World Literature. In New Left Review 1 (2000), 54–68.
- Trilcke, Peer, Fischer, Frank & Kampkaspar, Dario (2015). Digital Network Analysis of Dramatic Texts, Book of Abstracts of the DH 2015, Sydney.
- Wilhelm, Thomas, Burghardt, Manuel & Wolff, Christian (2013). “To See or Not to See” – An Interactive Tool for the Visualization and Analysis of Shakespeare Plays. Kultur und Informatik: Visual Worlds & Interactive Spaces, ed. By R. Franken-Wendelstorf, E. Lindinger, & J. Sieck, Glückstadt, 175–185.
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