Ringvorlesung Digital Humanities an der Universität Regensburg

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Zum aktuellen Wintersemester 2017 / 2018 wird an der Universität Regensburg die Ringvorlesung „Digital Humanities“ angeboten – Ansprechpartner: Manuel Burghardt, vorname.nachname@ur.de

Digital Humanities: Chancen und Herausforderungen, Spannweiten und Interpretationen – Eine transdisziplinäre Perspektive

1959 konstatiert C. P. Snow in seinem Essay „The Two Cultures“ eine Kluft zwischen den Fachkulturen der Naturwissenschaften und der Geisteswissenschaften. Gleichzeitig bemerkt er, dass – wenn es gelänge, diese Kluft zu überwinden – sich ein enormes, kreatives Potenzial entfalten könnte[1]. Einen Wandel hin zu einer Annäherung der beiden Kulturen kann man aktuell mit der Konjunktur der Digital Humanities beobachten. Weiterhin belegen jüngere Aktivitäten der Forschungsförderung, wie etwa die VW-Ausschreibung zu „Mixed Methods in den Geisteswissenschaften“[2], eine zunehmende Interaktion zwischen quantitativen Verfahren und qualitativen Ansätzen. Mit den Chancen für wissenschaftliche Innovationen, die eine solche Kombination aus unterschiedlichen methodischen Ansätzen mit sich bringt, gehen jedoch auch Herausforderungen und Gefahren einher, die von den Geistes- und Kulturwissenschaften kritisch diskutiert werden. So wurde etwa auf der ersten Jahrestagung des Fachverbands Digital Humanities im deutschsprachigen Raum (DHd 2014, Passau) darüber debattiert, ob mit den Digital Humanities ein „methodischer Brückenschlag“ gelingen könne, oder ob doch eher eine „feindliche Übernahme“ durch die Informatik drohe[3].

In Anbetracht dieser schwierigen Gemengelage wird schnell klar, dass es keine einfache Lösung gibt: Eine strikte Ablehnung von computerbasierten Methoden in den Geistes- und Kulturwissenschaften ist ebenso wenig zielführend wie die naive Annahme, dass Algorithmen künftig selbständig die Analyse beliebiger kultureller Artefakte vornehmen können und damit die Interpretation durch Fachwissenschaftler obsolet machen. Weitere Herausforderungen ergeben sich durch kulturelle Artefakte, die schon digital geboren (born digital) sind und für deren Analyse traditionelle Methoden aus den jeweils zuständigen geistes- und kulturwissenschaftlichen Fachdisziplinen ggf. angepasst werden müssen. Eine kritische Reflexion über den sinnvollen Einsatz computerbasierter Methoden und das Aufzeigen der Grenzen und Gefahren solcher Verfahren sind wichtige Desiderate für eine zeitgemäße Verortung und Orientierung der Geistes- und Kulturwissenschaften.

Mit der Ringvorlesung Digital Humanities sollen einzelne Fachdisziplinen über Chancen und Herausforderungen des Einsatzes digitaler Medien und Methoden in den Geistes- und Kulturwissenschaften berichten. Darüber hinaus flankiert die Veranstaltung inhaltlich den im WS 2017/2018 neu startenden Masterstudiengang „Digital Humanities“ und bietet damit eine fachübergreifende Möglichkeit des Austauschs zwischen Studierenden und Forschenden, die sich an der Universität Regensburg mit dem Thema Digital Humanities beschäftigen.

[1] Vgl. Rehbein, M. (2016). Was sind Digital Humanities? Akademie Aktuell, 56(1), 12–17.

[2] Vgl. die Ausschreibung „Interaktion qualitativ-hermeneutischer Verfahren und Digital Humanities: ‚Mixed Methods‘ in den Geisteswissenschaften?“, https://www.volkswagenstiftung.de/foerderung/herausforderung/
ausschreibung-mixed-methods-in-den-geisteswissenschaften.html (letzter Zugriff am 16.5.2016)

[3] Vgl. Motto der ersten Jahrestagung „Digital Humanities im deutschsprachigen Raum“, http://www.dhd2014.uni-passau.de/ (letzter Zugriff am 16.5.2016)

Programm der Ringvorlesung

Ringvorlesung Digital Humanities, Ansprechpartner Manuel Burghardt

Download Plakat als (PDF)

18.10.17
Digitalisierung der Forschung – Forschung zur Digitalisierung: Herausforderungen für die Geistes- und Kulturwissenschaften
Prof. Dr. Christian Wolff
Medieninformatik, UR

25.10.17
Digital Humanities – „Das Ende der Theorie“ in den Geisteswissenschaften?
Dr. Manuel Burghardt
Medieninformatik, UR

8.11.17
Computational Social Science meets Information Behaviour – Der Wahlkampf zur Bundestagswahl 2017 auf Twitter
Florian Meier, M.A.
Informationswissenschaft, UR

15.11.17*
Textanalyse mit Topic Models – Wirtschaftsgeschichte 3.0?
Lino Wehrheim, M.Sc.
Wirtschafts- und Sozialgeschichte, UR

22.11.17
Digital Humanities in Regensburg: Geschichte – Projekte – Studiengang. Mit feierlicher Eröffnung des Masterstudiengangs Digital Humanities.
Dr. Manuel Burghardt, Prof. Dr. Daniel Isemann, Dr. Markus Kattenbeck, Prof. Dr. Bernd Ludwig, Prof. Dr. Christian Wolff
Arbeitsgruppe Digital Humanities, UR

29.11.17
Aus verschiedenen Richtungen betrachtet – aber es ist immer dieselbe Landmarke
Prof. Dr. Bernd Ludwig
Informationswissenschaft, UR

6.12.17
Digitale Traditionen, Herausforderungen und Chancen in der osteuropäischen Geschichte
Hans Bauer, M.A., Prof. Dr. Ulf Brunnbauer, Ingo Frank, M.A., Tillmann Tegeler, M.A.
Leibniz-Institut für Ost- und Südosteuropaforschung, Regensburg 

13.12.17
Gibt es „Digitale Geisteswissenschaften“? Überlegungen zur Digital Humanities-Diskussion aus medienwissenschaftlicher Sicht
Prof. Dr. Christiane Heibach
Medienästhetik, UR 

20.12.17*
Konvergenz, Divergenz? Rechnungsbücher seit dem Spätmittelalter und warum das auch für die Digital Humanities interessant ist
Kathrin Pindl, M.A., Sebastian Pößniker, B.A., Prof. Dr. Mark Spoerer
Wirtschafts- und Sozialgeschichte, UR

10.1.18
Das Allgemeine und das Individuelle: Distant Reading und literarische Stilanalyse
PD Dr. Heribert Tommek
Neuere deutsche Literaturwissenschaft, UR

17.1.18
Digital Turn – Zum Korpus-, Methoden- und Arbeitswandel in der deutschen Sprachwissenschaft
Prof. Dr. Paul Rössler
Deutsche Sprachwissenschaft, UR

24.1.18
Chancen und Risiken der Digital Humanities aus Perspektive der Bibliotheken
Dr. André Schüller-Zwierlein
Universitätsbibliothek Regensburg

31.1.18
State of the Art: Perspektiven und Aufgaben der Digitalen Kunstgeschichte
Gerald Dagit, M.A., Prof. Dr. Christoph Wagner
Kunstgeschichte, UR

7.2.18
Digitale Methoden in der Englischen Sprachwissenschaft: Einblicke in die Korpuslinguistik und die Dialektgeographie
Dr. Lucia Siebers
English Linguistics, UR

*Gemeinsam mit dem Forschungsseminar Wirtschafts- und Sozialgeschichte

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